Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) bilden nicht nur einen effektiven Wärmeschutz, sondern auch einen guten Witterungsschutz für Außenwände. Außer im Neubau werden sie deshalb auch erfolgreich bei der Altbausanierung eingesetzt. Im letzten Fall wirken sie gleichzeitig als dauerhafter Korrosionsschutz für die Bewehrung von Großtafelbauten [1]. In allen Fällen ist eine rasche Austrocknung der darunter liegenden Konstruktion erwünscht, um die Korrosion oder auch feuchtebedingte Transmissionswärmeverluste zu stoppen. Am Beispiel einer 24 cm starken Kalksandsteinwand mit 80 mm Außendämmung aus Mineralwolle (MW) bzw. Polystyrol-Hartschaum (EPS) wird die Austrocknung der Baufeuchte rechnerisch und experimentell untersucht sowie auf Ergebnisse und Schlußfolgerungen weiterer Berechnungen verwiesen.
Details zu Wandaufbau, Materialeigenschaften und Durchführung der Freilanduntersuchungen und WUFI-Simulationen sind in [2] enthalten (siehe auch das Beispiel in der WUFI-Tour). Die berechneten und gemessenen Wassergehaltsverteilungen in den Wänden zu verschiedenen Zeitpunkten nach Aufbau des Versuchshauses sind in Bild 1 dargestellt (Beprobung durch Bohrkernentnahme). Sowohl für die Wand mit EPS-Dämmung als auch für die mit MW-Dämmung wird eine gute Übereinstimmung zwischen Messung und Berechnung erzielt.
Die Form der Feuchteprofile zeigt, daß die Austrocknung bei der Wand mit EPS-Dämmung in erster Linie zum Raum hin erfolgt, während die Mineralwolle auch eine deutliche Trocknung des Mauerwerks nach außen zuläßt. Insgesamt dauert die Austrocknung der Wand bis zum hygroskopischen Ausgleichszustand mit Mineralwolledämmung eineinhalb Jahre und mit EPS-Dämmung etwa doppelt so lange. Während der Trocknungsphase sind die Wärmeverluste des Gebäudes durch erhöhte Transmission, aber auch durch die erforderliche zusätzliche Lüftung zum Abführen der Baufeuchte, nicht zu vernachlässigen. Im Fall des wenig dämmenden Kalksandsteinmauerwerks beträgt die feuchtebedingte Erhöhung des U-Wertes im ersten Jahr etwa 5%. Bei Mauerwerk aus porosierten Hochlochziegeln unter dem WDVS schlägt dieser Effekt nach Berechnungen in [3] mit ca. 25% zu Buche.
Da der projektierte Wärmeschutz erst am Ende der Austrocknung erreicht wird, sind schnell trocknende Wandaufbauten energetisch günstig. Am besten sind beidseitig diffusionsoffene Konstruktionen die gleichmäßig nach außen und innen trocknen können. Im Fall einer diffusionshemmenden Umschließung des Mauerwerks, z.B. außen durch eine EPS-Dämmung und innen durch einen Fliesenbelag, kann es über fünf Jahre dauern bis die Baufeuchte vollständig ausgetrocknet ist.
Literatur
[1] Cziesielski, E.: Energiegerechte Sanierung von Korrosionsschäden bei Stahlbetongebäuden. Bauphysik 13 (1991), H.5, S.138-143.
[2] Künzel, H.M.: Austrocknung von Wandkonstruktionen mit Wärmedämm-Verbundsystemen. Bauphysik 20 (1998), H.1, S.18-23.
[3] Holm, A. und Künzel, H.M.: Trocknung von Mauerwerk mit Wärmedämmverbundsystemen und Einfluß auf den Wärmedurchgang. Tagungsband 10. Bauklimatisches Symposium, Dresden 1999, S.549-558
Seite erstellt: 20 Apr 2001; letzte Änderung: 16 Jul 2012