In bewohnten Gebäuden kann es an gefährdeten Stellen unter den jeweils vorliegenden hygrothermischen Randbedingungen (Temperatur, Feuchte) zu Schimmelpilzwachstum kommen. Neben den ästhetischen und hygienischen Beeinträchtigungen bedeutet dies für die Bewohner aufgrund der Produktion und Verbreitung von Schadstoffen durch den Schimmelpilz eine potentielle Gesundheitsgefährdung. Um Pilzwachstum zu vermeiden, gilt es deshalb eine Verhinderungsstrategie zu entwickeln, die zum einen die Wachstumsvoraussetzungen für Schimmelpilze berücksichtigt und zum anderen die realen instationären Randbedingungen. Die wesentlichen Einflussgrößen sind dabei die Temperatur, die Feuchte und das Substrat.
Für die Beurteilung von Schimmelpilzwachstum unter instationären hygrothermischen Randbedingungen wurde dazu ein biohygrothermisches Verfahren entwickelt, das auf dem Vergleich der gemessenen oder berechneten instationären Randbedingungen mit den Wachstumsvoraussetzungen für baupraktische Schimmelpilze beruht. Dabei wird der Feuchtehaushalt der Schimmelpilzsporen modelliert und mit dem kritischen Wassergehalt verglichen, ab dem es zur Sporenkeimung kommt. Falls Auskeimung stattfindet, kann durch Vergleich mit Wachstumskurven auch die nachfolgende Stärke des Befalls abgeschätzt werden.
Diese Klimabedingungen (Temperatur und relative Feuchte für die Stelle, an der das Schimmelpilzrisiko untersucht werden soll) können einer Berechnung mit dem hygrothermischen Simulationsprogramm WUFI entnommen werden oder aus Messungen am Objekt stammen.
Bitte beachten Sie, dass das Verfahren eine Bewertung des Risikos für Schimmelpilzwachstum darstellt, keine in allen Punkten realistische Simulation der tatsächlichen Wachstumsvorgänge. Insbesondere liegen einige Modellannahmen ‚auf der sicheren Seite‘, so dass eher Schimmelpilzbildung vorhergesagt wird, als es in der Realität der Fall sein wird.
Darüber hinaus ist das Modell nur für Innenraumoberflächen geeignet; an Außenoberflächen würden die im Modell berücksichtigten Einflußgrößen (insbesondere die wegen Regens oft auftretenden erhöhten Feuchtezustände) ein hohes Schimmelpilzrisiko anzeigen, während dort in Wirklichkeit andere, hier nicht berücksichtigte Witterungseinflüsse das Schimmelpilzwachstum oft verhindern (starke Erwärmung bei Sonneneinstrahlung, Abtöten der Pilze durch UV-Strahlung, Abwaschen durch Regen, etc.). Für andere als Innenraumoberflächen ist die Anwendbarkeit daher im Einzelfall zu entscheiden.
Die Grundlagen des biohygrothermischen Modells sind beschrieben in:
[1] K. Sedlbauer:
Vorhersage von Schimmelpilzbildung auf und in Bauteilen. (5.3 MB)
Dissertation Universität Stuttgart 2001.
Schimmelpilze an Wohngebäuden – Altes Thema, neue Lösungen. (170 kB)
Beitrag zum 3. Dahlberg-Kolloquium „Mikroorganismen und Bauwerksinstandsetzung“, Wismar Sept. 2001